Dresdner Straußwirtschaft Lutz Müller
Wochenmarkt und Blaues Wunder
Wir fahren zum Schillerplatz auf den Wochenmarkt. Bei unseren Besuchen in Dresden kaufen wir regelmäßig dort ein. Während der Fahrt erzählt Petra vom Weingut Lutz Müller. Einem Dresdner Winzer, der auf der Anlage des Schlosses Albrechtsberg sein Weingut führt. Eine Straußwirtschaft gäbe es dort auch. „Ob wir sie besuchen wollen?”, fragt sie mich. Ihr Vorschlag gefällt mir. Nickend stimme ich zu. In welcher Großstadt gibt es schon eine Straußwirtschaft, geht es mir durch den Kopf.
Der Marktplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Blauen Wunder. Einer Brücke, die zu den Meisterwerken deutscher Ingenieurskunst zählt. Sie gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt Dresden. Den Namen trägt sie wegen ihres hellblauen Anstrichs und ihres besonderen technischen Aufbaus. Die Brücke verbindet die beiden Villenvororte Blasewitz und Loschwitz.
Nach unseren Einkäufen laufen wir über die in die Jahre gekommenen Holzplanken auf dem Fußweg der alten Brücke. Vor uns zeigt sich das wunderbare Bild einer Stadtlandschaft mit Brücke, Fluss und den vielen Villen am Loschwitzer Elbhang, die eingebettet liegen, wie bunte Frühlingsblumen auf einer Wiese. Es gleicht einer idyllischen Landschaft, wie von künstlicherischer Hand geformt.
In Loschwitz laufen wir den Fluss entlang in Richtung der drei Dresdner Schlösser. Einem weiterem Wahrzeichen der Stadt. Die Blasewitzer Seite mit ihren weiten Auen liegt uns gegenüber. Ruhig und friedlich langsam vor sich hinfließend die Elbe und Kanuten, die ihr Boot ohne größere Anstrengungen in Richtung Dresden gleiten lassen sowie historische Raddampfer. Einige davon sind mehr als 150 Jahre alt. Nach kurzer Zeit erreichten wir die ersten Weingärten von Lutz Müller.
Schloss Albrechtsberg und das Weingut
Über eine steile Treppe im Weinhang laufen wir zur Straußwirtschaft. Bevor wir einkehren, schauen wir uns noch den großen Park von Schloss Albechtsberg an.
An der Stelle, wo heute das Schloss steht, errichtete der schottische Lord James Ogilvy zwischen 1803 - 1811 ein Landhaus, das sich zu einem der beliebtesten Ausflugsgaststätten Dresdens entwickelte. 1850 erwarb Baronin von Stockhausen im Auftrag von Prinz Albrecht von Preußen das Anwesen, der an der Stelle des Landhauses ein Schloss als Wohnsitz für seine zweite Gemahlin errichten ließ. Der preußische Hof- und Landbaumeister Adolf Lohse, ein Schüler Schinkels, entwarf den Plan für eines der wenigen spätklassizistischen Bauwerke in Dresden. Vorbild für die Gestaltung des Schlosses war die Villa d`Este bei Rom. Der preußische Gartenbaumeister Eduard Neide projektierte die Parkanlagen. Hofgärtner Herrmann Sigismund Neumann führte sie aus. Unter der Hand Neumanns entstanden grüne Landschaften, die von geschwungenen Wegen durchquert sind. Bis 1925 blieb das Schloss im Besitz der Familie, dann wurde es wegen Spielschulden an die Stadt Dresden verkauft. Fünf Jahre später zum Osterfest, wurde der Park für die Bürger und Gäste der Stadt geöffnet und erfreute sich bald großer Beliebtheit. Die 13 ha große Parkfläche sollte als zweiter großer Garten Dresdens für die Stadt erhalten bleiben. Nach dem zweiten Weltkrieg diente das Schloss als Sitz der sowjetischen Militäradministration, war Pionierpalast und später Hotel. 1977 wurde es zum Nationalen Kulturdenkmal erklärt und ab dieser Zeit begann die schrittweise Restaurierung. Heute organisieren die Betreiber des Schlosses Veranstaltungen, Empfänge, Hochzeiten und Konzerte. Und im Kavaliershaus beherbergt es das Weingut und zwei Ferienwohnungen.
Die Straußwirtschaft ist zu Mittag bereits gut besucht. Auf einem Absatz des Weinberges befindet sie sich, hoch über der Elbe. Rustikale Holztische stehen für die Gäste bereit, mitten drin eine Außenküche und der Ausschank der Weine. Die Weinhänge von Lutz Müller liegen hier und in Pillnitz. Ca. 20.000 Flaschen füllt er im Jahr ab. Angeboten werden Müller Thurgau, weißer und grauer Burgunder, Bacchus, Kerner, Riesling, Sauvignon Blanc, Scheurebe, Traminer, ein Rosè sowie der seltene rote Acolon. Das Weinmachen lernte in seiner Ausbildung im ehemaligen Staatsweingut Radebeul und auf verschiedenen Weingütern in Franken, an der Mosel, in Baden und im fernen Kalifornien. Seine Weine schmecken gradlinig und zeigen sich schlank und elegant. Familie Müller ist umtriebig, denn neben den Aktivitäten von Lutz Müller organisiert sein Vater Weinseminare, kulinarische Kostproben und Weinreisen. Wir entspannen bei einem Glas Wein und Flammkuchen. Die Küche kreiert verschiedene davon. Selbst gebackenes Holzofenbrot mit Käsecreme oder Käsewürfeln und Oliven stehen neben weiteren kleinen Gerichten auf der Speisetafel. Die Straußenwirtschaft ist aufgrund der Lage, der schönen Aussicht auf die Elblandschaft und der Qualität der angebotenen Genüsse wegen etwas Besonderes. Von Ende April bis Oktober/November an den Wochenenden und den Feiertagen geöffnet.